Bildquelle: GettyImages Polina Lebed

Mehr fühlen als andere - Hochsensible Menschen

Hochsensible Menschen gelten oft als Sensibelchen. Doch das wird ihren besonderen Fähigkeiten nicht gerecht. Einblicke in ein ganz besonderes Seelenleben

Ist von einem hochsensiblen Menschen die Rede, denken manche vielleicht an empfindliche und leicht verletzbare Mimosen, die sich schnell zurückziehen. Aber heute weiß die Wissenschaft, dass die Betroffenen ganz besondere Fähigkeiten haben. Hochsensible sind besonders feinfühlig, reagieren stärker auf äußere Reize und können Stimmungen besser wahrnehmen. Sie hören, riechen oder schmecken anders. Das kann im Alltag viele Vorteile haben, aber natürlich auch Schwierigkeiten mit sich bringen.

Was umgangssprachlich hochsensibel genannt wird, bezeichnen Fachleute als Hypersensibilität oder Hochsensitivität. Dabei handelt es sich nicht um eine psychische Störung, sondern um eine normale Persönlichkeitseigenschaft wie Introvertiertheit. Laut aktuellen Forschungsergebnissen gehören etwa 30 Prozent aller Menschen dazu.¹ Ob jemand hochsensibel ist, lässt sich per Fragebogen diagnostizieren.

Stärkere Emotionen, mehr Empathie

Seit 30 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft mit dem Thema und hat vier typische Eigenschaften festgestellt: Betroffene sind sich Feinheiten in ihrer Umwelt bewusster, sie verarbeiten Informationen tiefer, reagieren mit stärkeren Emotionen und mehr Empathie auf ihre Umwelt, und sie sind schneller überreizt und gestresst. Daher brauchen sie auch meist mehr Rückzugsmöglichkeiten. Das gilt besonders für Kinder, die bei zu vielen Reizen schnell überfordert reagieren.

GettyImages evgenyatamanenko

Wichtig ist, sich selbst nicht als weich oder falsch abzustempeln, sondern sich der eigenen Besonderheit klar zu werden und die Fähigkeiten zu nutzen, etwa bei der Berufswahl – überall wo hohe soziale Kompetenzen und Empathie gefragt sind. Der Tipp an das Umfeld: Bringen Sie Verständnis dafür auf, dass hochsensible Menschen oft mehr Auszeiten und eine eher ruhige Umgebung brauchen. Achtsamkeit, Yoga und Erlebnisse in der Natur können helfen, wenn alles mal zu viel wird. Wenn dennoch Probleme im Alltag auftauchen: Manche Berater:innen haben sich auf hochsensible Menschen spezialisiert und unterstützen sie.